Auf falscher Fährte, Sibri oder Die wiedergefundene Freiheit (Woche #3)



Woche #3
Sätze der Woche: »Schwule Männer sind nur selten schwanger.« (Ich kenn‘ mich ja nicht aus mit Blagen und so, aber grübele noch immer woher die Assoziation zu »violett«, man nennt es gemeinhin auch lilafarben, und dem Zustand kam, packt man Schwangere so ein? Die grad‘ frisch geschlüpften Idioten? War mir neu. Zu meinem gegriffenen Grün kriegte ich nur Blumen und Pflanzen und allerlei Hoffnung. Apropos: das Füllhorn ist fertig! Ich ziehe langsam eine Zweitkarriere als Peddigrohrflechtknecht in Betracht.) und »Eine große Dürre wird über euch kommen.«; der Raumteiler ist da und wir weniger verrückt, sondern eigentlich die Normalen, weil – Achtung – wir uns Hilfe suchen; außerdem: das erste Mal seit Jahren wieder Volleyball gespielt; festgestellt, dass Mannschaftssportarten mit weniger Männerschaft, dafür nicht zu geringem Frauenanteil ein gar nicht mal so nerviger Zeitvertreib zur Zerstreuung sind – das ganze Übertrumpfen und Platzhirschgehabe wie auch Punktezählen und so’n Quatsch fällt weg; gelesen: Carson McCullers: Die Ballade vom traurigen Café, Novelle, sowie zur Hälfte Albert Camus: Der erste Mensch, das Manuskript, was er bei sich trug, als er starb, quasi seine Autobiografie, wenn auch verfremdet und dank des Fragmentstatus – der Büch(n)er-Kenner freut sich – mit andauernd wechselnden Namen, Personal, Anmerkungen. Beides sehr toller Stoff; daneben die Erkenntnisse, nüchtern nicht lustig sein ist auch nicht viel besser, ein scherzhaftes »Prosit!« in den Tagesaufzeichnungen als Wochenendgruß an die Schwestern und Schwangerwerden!-bloß-nicht-schwangerwerden besser zukünftig vermeiden.







Auf falscher Fährte, Sibri oder Die wiedergefundene Freiheit

Die falsche Fährte
Stellen Sie sich ein Tier vor, als das Sie, sollten Sie wiedergeboren werden, gern auf die Welt kämen.
Zeichnen Sie dieses Tier und benennen Sie dessen Eigenschaften, die Sie dann gern hätten.
Zeichnen Sie, was dieses Tier sehen würde.
Was passiert, nachdem das Tier das gesehen hat? Schreiben Sie!

Sibri oder die wiedergefundene Freiheit
Rot brannte der Abend über den dürren, sandigen Tälern. Gereizt vom Untergehen der Sonne, noch benommen von den letzten beklommenen Strahlen, setzte sich das Tier in Bewegung. Samtig sträubte sich das schwarzbefleckte Fell, während das Leben durch den bis auf die Pfoten angespannten, ansonsten schneeweißen Körper strich. Blank und weiß auch die Eckzähne, die der Irbis dem sich anbahnenden Abend nun entgegenbleckte. Doch während der buschige Schwanz und stete Begleiter sich zu ebenso neuem Leben, ebenso neuer Vitalität erwecken ließ, wurde seinem schwarzweißgefleckten Träger zunehmend wieder seine entbehrungsreiche und überdies recht aussichtslose Lage bewusst: Entlang der schmalen Beine, unter den schmalen Fesseln hatte sich eine Falle tief in das sehnige Fleisch gebohrt. Tief klaffte das rostige Eisen in der rechten hinteren Pfote des Schwarzweißen, dem man so, es blieb zu vermuten, nach seinem Fell trachtete. Wütend, fast rasend und traurig, ja, untröstlich, aber auch aus der Verwirrung besann sich das Tier auf den nicht an Entbehrungen armen Tag, den es – in die Falle geraten – nun schließlich hinter sich gebracht hatte. Besann und besang in einem klagenden Ruf noch einmal seine Situation, bevor es sich daran machte, sich dieser endlich zu entziehen. Was half es auch? Ein Brüllen, Schreien, ein Lefzen und Wimmern und Jaulen als Koketterie an ein Schicksal, das sich doch eh schon gegen ihn entschieden hatte. Zwei Bisse nur, dem Nagen der Zeit zuvor kommend und es hatte sich die verlorene Hinterpfote abgenommen. Ungläubig und benommen blickte der weiße Leopard auf sie zurück, bleckte die Zähne, die noch ein wenig Blut säumte, und humpelte schließlich in die wiedererrungene Freiheit davon.

 
 
 
 

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