Ich, Bill Nighy...


Ich, Bill Nighy, auf Zeit


Den Kopf in den Wolken
zieh‘ ich über Land; Züge,
die bewegen die Landschaft.

Ich bin ohne dich, ich bin
untröstlich, ohne Trost,
bin ohne Sinn und Verstand
seit du sagtest, du
liebtest einen anderen Mann:

»Oh, Captain! Mein Captain!
Schiffbruch!
«, denk‘ ich
Denk‘ dir, mon coeur,
nicht einmal der kleine
graue Kakadu folgt mir seither
auf erzwungenem Landgang.

Und unerkannt so geh‘ ich an Land,
folge dem Lauf krummer Gassen,
bin wirr, bin lachend, bin hilflos wie
Jean-Pierre Léaud am Tag als man
mit Truffaut auch Antoine Doinel
zu Grabe hat tragen lassen.

Ich hab‘ mein Herz in Bitterfeld
verloren, nein, ich gab es der Frau
in der Bahnhofsbuchhandlung mit der
Bücherresteexemplarkiste in die Hand:
»Hier, das brauche nicht mehr.«,
sprach ich und sagte und nahm‘s
aus seinem kleinen Knochengefängnis;
doch sie konnte auch nichts damit anfang‘.

So sitzt mein Herz noch in Bitterfeld,
Gleis vier, auf der Wartebank, weil man
in Bitterfeld nicht mehr als warten kann -
auf die nächste Bahn, während ich
wieder dem Wind folge, sei‘s drum
gen Osten, Westen, Norden –

Ich hab‘ mein Herz in Bitterfeld
verloren, halbe Strecke bis Berlin.
Als ich dacht‘, Mensch, Niemann,
den Gipfel des Chimborasso haste noch nicht,
bestiegen; in Villa San Cristóbal de La Habana
das Weerthsche Grab noch nicht besehn‘
und du bist doch nur ein Klein-Parisien,
und das Ganze ist doch etwas prätentiös,
und die Spree ja noch immer nicht die Seine.

Ich bin ohne Sinn und Verstand
seit du sagtest, da sei
eins) ein anderer Mann, der zwei)
dich mag wie du übrigens ihn
und du seist doch nett… Conclusio:
Du seist zu ihm gegangen.
(Ach, wünschte ich doch, ich hätte
das doch ganz vernunftgemäße
Schließen nie erlernt.)

Aber die Züge bewegen die Landschaft.
Ich wandel‘ wie auf Wolken, den Kopf
hoch über stech‘ ich in Land und hab‘ seither
in jeder Braut einen Hafen.


 
 
 
 

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