Feigenrot...

Fehlschluss des Spielers oder Wir schneiden uns die Pulsadern auf, und wundern uns über das Feigenrot auf den Fließen.

»Da steht’n Auto auf der A 9
Abfahrt/ Richtung Großkugel [...]«
hyperventiliert es aus der Box
und verbrämt sind mir beinah
die Freuden des so frühen
Aufstehens: Wieder alles so schön
deutsch hier denke ich und fort
während ich die Radiostimme Ja,
was? Wer sind Sie denn? Peter?
Lustig! klickerklackerklackklack
abschalte. Aber dem ist wohl
nicht leicht beizukommen
dieses Kleinbürgerlich-Denunziatorische
das hier so sonor tönt es sitzt tief
in diesem noch besseren Land.
Und so melden die die früher vielleicht
ihren Nachbarn verraten hätten
auf dem Amt den nächsten Stau und dass
es glatt ist wo Schnee fällt und wieder
verweht. Nicht mit Genauigkeit das Präzise
im Blick sondern nur fortschreibend
jene banale Auflistung des Allzu-
Offensichtlichen der Mängel
ebenjener Wirklichkeit an der
man sich reibt. Und da das Hier
und Jetzt dem nicht genügt
schweift man ab in die Ferne.
Protokoll-archiviert mit
derselben Akribie das mangelhafte
Inventar ebenjenes Dritte-Welt-Lands
in das zuletzt man pauschal-
gereist ist. Notiert wird ebenso das
aufdringliche Fehlverhalten der Verkäufer
am Strand und das Elend der verwilderten
Hunde während der Schimmel im Bad
seiner finalen Dokumentation
auf hochauflösenden Fotos harrt.
Es existieren ganze Portale im
Netz denen es amtssprachliche
Konditionierung vorausgesetzt
mit demselben Langmut sich widmen lässt
wie es das Land der Dichter und Denker
in seinen Formularen Anträgen und
Bescheiden verlangt. Indes: und auch
wenn nicht mehr gedacht wird so
immerhin nicht minder gedichtet:
ohne Leidenschaft zwar für harte
Fügungen; dafür dauergereimt
wird unlängst abgelegten Liebhabern
gedacht. Oder vielmehr der Umstand
lautstark deklamiert als ein solcher
abgelegt worden zu sein.
Subsummiert unter eine
lange Liste von Enttäuschungen
findet sich die Größte
gar von allen statt nur
eine weitere unter
anderen.
Statt sich zu wundern dass
man selbst noch immer fähig
zu lieben ist verkrampft man
sich in gefühlsduseligen Lamenti
vielmehr auf die eine Forderung:
geliebt zu werden. Was nicht
einforderbar ist denn sind
wir ehrlich wir sind nicht frei
zu lieben.
Die pure Unwahrscheinlichkeit -
da Eine zu treffen die sich da auch
die eine behaarte Stelle am Kopf kratzt
eine behaarte unter wenigen anderen
in dem das intelligente Design
der Nacktheit des geschaffenen
Affen spottet. Sie gleicht der im Roulette:
Sie gleicht jenem Spieler der glorreichen
Unvernunft jener Raserei mit der der
immer wieder denkt: »Jetzt!«

Ja, jetzt.
So liebte, so liebe ich dahin.

 
 
 
 

Kommentar veröffentlichen 0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen