»We sail tonight for Singapore, don’t fall asleep while you’re ashore«

Heute mal für lau:


½ Glitter And Doom. Zuletzt im Ohr hatten wir die Songs von Tom Waits in der Scarlett Johansson-Version auf deren Debüt Anywhere I Lay My Head; »Tinkerbell auf Hustensaft« hieß es da und wurde uns so eingeworfen von TV On The Radios Dave Sitek, freilich mit dem ein oder anderen Cameo von David Bowie.
Der Gesangsstil der Aktrice wurde daraufhin nur allzu oft mokiert, ungeachtet dessen, dass es eben ein solcher war – was die zweite Platte im Duett mit dem chronisch gesichtslosen Yorn, folglich auch ohne yells, zu einem eher anämischen Vergnügen machte ; ersteres fiel uns als Dylan-Fans nicht zuletzt auch dadurch auf, dass Johansson es war, die dessen When The Deal Goes Down-Clip zieren durfte, nachdem Woody Allen sie schon als neue Muse und Stilikone inszeniert hatte. (Das ein oder andere wiederholte Mal, das ich selbst Lost In Translation allein im hiesigen Lichtspielhaus gesehen hatte, mal außen vor.)
Aber zurück zu Waits: Im November erscheint nun dessen Glitter And Doom, ein Live-Album, das sechzehn Songs, eingespielt auf der letztjährigen Welttournee, umfasst. Acht davon, und das zeugt schon davon, dass
  • a) Tom Waits niemanden mehr etwas beweisen muss,
  • b) einen stabilen Hörerkreis hat, der, vermutlich mitgealtert, ebenfalls zu demjenigen Kreis gehört, der physische Tonträger noch kauft und eben nicht glaubt, wie es die doch arg ärgerliche Werbung eines ehemaligen Telekommunikationsmonopolisten nahelegt, dass man damit auch noch irgendetwas negativ zu der eh' längst verfahrenen ökologischen Situiertheit des Planeten würde beitragen können
  • und/ oder c) dass weder Plattenfirma, noch Künstler zu denen gehören, die unter Vernetzung zuvörderst den Zusammenschluss krimineller Individuen zu, natürlich, primär die Musikindustrie schädigenden Syndikaten vermuten, das heißt, wenn sie nicht grad‘ eBay-Kunden nappen, Bankdaten phishen oder widerlich-unerträgliche Bilder traden;
acht Songs (mit befremdlich hohem Zuschauerzuspruchkennt man andere Live-Aufnahmen Waits‘) werden, wie auch immer nun motiviert, momentan auf der offiziellen Seite kostenlos zum Download angeboten. Mit dabei u.a. das auch in der Johansson-/ Sitek-Version bekannte Fannin Street, Get Behind The Mule, Dirt In The Ground oder das eingangs zitierte Singapore.
http://www.tomwaits.com/





Foto via MySpace

Daneben gibt es auch ein Lebenszeichen von Joe Lean and the Jing Jang Jong, nachdem diese ein todsicheres Hitalbum (na ja, in einer besseren Welt...) letztes Jahr hatten wieder einstampfen, um dasselbige neu produzieren zu lassen.
Joe Lean habe ich mal getroffen: auf dem Klo (längere Randnotiz: wie auch Monster Bobby an demselben Abend im Conne Island oder, zuletzt, den Sänger der Girls und dessen [?] Zwillingsbruder, aber das war auch schon wieder in Berlin
das sind immer diese unwirklichen, beinahe absurden Momente, wo man urplötzlich und unvermittelt wieder der Realität gewahr wird, dass das auch nur Menschen sind, die da auf der Bühne stehen, der harte Bruch mit jedweder Bühnenillusion, vermutlich auch für einen Künstler als solchen [und von den Wenigsten so gesucht, haben sie es einmal »geschafft«] – der Unterschied zwischen einem irgendwie noch authentischen Jarvis Cocker, der vor seinem Auftritt als Headliner des Berlin Festivals über das Gelände am Flughafen Tempelhof schlenderte, als sei das die normalste Sache der Welt oder jene genau dies unterlaufende Guerilla-Gig-Attitüde, wie sie in der Nachfolge all der Doherty/ Barât-Epigonen oft ver- und wieder gesucht wurde. Undenkbar bei all Plastik-Ikonen wie Madonna, die Nähe wohl allenfalls mit entsprechenden Adoptionspapieren vertraglich absichert, oder dem unlängst abgetretenen King of Pop, der ja vielmehr eine Verschleierungstaktik abseits der Bühne gar für seine Kids vertrat. George Michael, George Michael vielleicht, das ist eigentlich der Einzige, bei dem es mich nicht wundern würde, ihm auf irgendeiner Toilette zu begegnen, freilich nicht im Leipziger Conne Island.), da war er noch der Drummer der Pipettes, diese noch in Originalbesetzung, aber, wenn ich mich recht erinner‘, auch noch George W. Bush an der Macht. Zuletzt konnte man ihn dann bei der Wiederholung der ersten Staffel von The Tudors auf arte sehen. Ändert alles nichts daran, dass ich mir (auch für diese Seite) noch in diesem Jahr dann ein Album von Jing Jang Jong, wie sich die Band mittlerweile wohl bescheidet, erhoffe. Vorab gibt’s mit One Woman ein neues Stück, (auch) für lau zum Runterladen und, da man auf diese mit der Vorgeschichte achtet, zudem auch recht gut produziert. Wir sind gespannt.
http://www.myspace.com/jingjangjong





Zum Schluss der Blick zurück (oder wie The Jesus & Mary Chain, was prominente Gastsängerinnen betrifft, immer schon up to date waren):




The Jesus & Mary Chain w/ Scarlett Johansson live at Coachella – Just Like Honey.




The Jesus & Mary Chain w/ Hope Sandoval – Sometimes Always.
(Im November 1994 als Grunge schon begraben, Letterman aber noch nicht...)

Daneben freut sich The city is hard, the city is fair über Hope Sandoval, die in diesem direkten Vergleich keineswegs zurückstecken müsste, im Gegenteil, und deren zweites Album mit The Warm Inventions Through The Devil Softly unser Soundtrack für den Herbst 2009 neben Monsters of Folk, Kill It Kid, Album von Girls und Secret Door von den Arctic Monkeys ist.

 
 
 
 

Kommentar veröffentlichen 0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen