Mittwoch, 16. Mai 2012
Label:
*.mp3,
Die Heiterkeit,
download,
ja Augenblick mal,
Ja Panik,
Plattengekrittel,
scrapbook,
So you want to be a writer?,
Tocotronic,
youtube
eingestellt von
thecityishardthecityisfair
08:10
Auch wenn „der nächstbeste Dandy“ gleich daher
kommt und sich des Stückes in einer aufgekratzteren Version seiner Band, die es
mittlerweile von Wien an die Spree verschlagen hat, bemächtigt: Wenn diese Ja, Panik heißt und die einen für das eigene,
ebendort ansässige Staatsakt.-Sublabel unter Vertrag genommen haben – don’t panic! Nein, Gelassenheit, wie letzteres sinnigerweise heißt und neben den
„Schriften – Erster Band“ auch
Schabernack wie den Wurstvogel oder „Das Große Bunte Kochbuch der Gruppe Ja,
Panik“ vertreibt, ist den drei Hamburgerinnen, die sich Die Heiterkeit nennen und deren
Bandlogo Punkt-Punkt-kein-Komma-nur-ein-Strich ein, na, nennen wir es, eher verhalten
dahergrinsender Smilie ziert, anzuraten, ebendiese zu wahren, denn, auch wenn sie
im Gegenzug Ja, Paniks „The Evening Sun“ nur halb so schön noch
einmal zum Strahlen bringen: sie befinden sich da in guten Händen und in bester
Gesellschaft im chronisch pleiten, daher aber auch immer wieder attraktiven
Berlin. Zumal unter dem Staatsakt.-Dach,
das vielleicht mit die wichtigsten deutschsprachigen Stimmen in nun mittlerweile,
wie der zufällig heute Morgen hereinflatternde Newsletter verriet, fast einer Dekade hervorgebracht und beherbergt
hat. Oder, um mal die Marketingabteilung meines nigelnagelneuen
Ökostromanbieters zu bemühen: „Sie haben alles
richtig gemacht.“ Braucht man sich also gar nicht so kokett hinter dem
Equipment zu verstecken – wie auf dem Cover
der auf 500 Stück limitierten 12“-Split-Single,
aber sehr hübsch und nicht ohne Noblesse,
wie die adretten Ja, Panik-Jungs da
unterstützend die Debütantinnen von Die
Heiterkeit in die Gute IndieRock-Gesellschaft
einführen. Bezeichnend vielleicht auch der Bildaufbau: Während Tausendsassa Andreas
Spechtl sich ganz oben links verborgen hat, findet sich Gitarristin und
Sängerin Stella Sommer entlang einer gedachten Diagonale unten rechts mit einem
Gesichtsausdruck, der schelmisch, spitzmädchenhaft gar fast noch den des selbstbetitelten
(eigentlichen) Debüts, eine EP im Eigenvertrieb, übertrifft. Da sieht man die
drei, neben Stella Sommer sind dies Rabea Erradi, die Bass spielt und die backing vocals übernimmt, und Stefanie
Hochmuth, die am Schlagzeug sitzt, auf Plastestühlen sitzend vor einem
riesigen, schon fast verblühten Rhododendron, mit halb gefüllten Champagner- (oder
auch nur Sekt-) Gläsern in der Hand und auf einem davor improvisierten Tisch,
und in das Portrait unserer Protagnistinnen ragt dann auch noch irgendwie
schief, ein schlecht bestückter Kerzenleuchter rein – die große Geste, die Pose,
eine Band zu sein, nicht ohne gleich den ironischen Bruch ins Kleine, nur allzu
Vertraute. Eine drapierte, eine künstlich arrangierte Naturszenerie, aus der es
leise immerzu zu flüstern scheint: „Nicht-digital ist nun auch nicht besser.“ Vielleicht
ist es dieses, vielleicht auch nur die bloße Zahl Drei oder die Hamburger
Herkunft, die Unaufregtheit des Vortags, die Schrammellastigkeit bei der
Instrumentierung oder auch die lakonische Sprache in Songs, deren Titel wie „Die Liebe eines Volkes (hat mich zur Königin gemacht)“, „Alles ist so neu (und aufregend)“ oder,
jetzt eben, „Für den nächstbesten Dandy
(wirst du mich verlassen)“ sich in ihrer Verknappung fast schon wie Slogans ausnehmen: Was mich betrifft, ich
komme nicht umhin, dabei an (die frühen) Tocotronic
zu denken. Vielleicht auch, weil seit „Kapitulation“,
der Single, keiner mehr so
schön, so lakonisch, so fatalistisch, so unaufgekratzt und heiter sich dem
Unvermeidlichen gefügt hat und sich das nächstbeste Mädchen, das man(n) treffen
wird, ab sofort wohl darauf einzustellen hat, im Laufe des Abends die folgenden Zeilen
an den doch hübsch-zierlichen Lockenkopf geknallt zu bekommen: „Für den nächstbesten Dandy/ wirst du mich
verlassen/ Für den nächstbesten Dandy/ muss man das wohl machen/ Ja, dem nächstbesten
Dandy/ wirst du dich in die Arme werfen/ Ja, dem nächstbesten Dandy … “
Die 12“-Split-Single von Die Heiterkeit/ Ja, Panik – Für den nächstbesten Dandy/ The Evening Sun ist
Erschienen bei Nein, Gelassenheit.
Erscheinungsdatum:
27.4.2012 (Nein, Gelassenheit/Staatsakt)
Tracklist:
A1
Die Heiterkeit - Für den nächstbesten Dandy
A2 Die Heiterkeit - The Evening Sun (Ja, Panik
Cover)
B1 Ja, Panik - The Evening Sun
B2
Ja, Panik - Für den nächstbesten Dandy (Die Heiterkeit Cover)
und es gibt sie
im Ja, Panik-Shop, bei Hanseplatte
(wo man auch die Die Heiterkeit-EP
bekommen konnte) oder bei amazon.de,
limitiert auf eine Zahl von 500 Stück. Bei letzteren ist die Single auch als Download zu haben. Oder, aus
unerfindlichen Gründen, (noch) fast komplett für lau auf der Soundcloud von Nein, Gelassenheit. Im August erscheint ebenfalls dann auf diesem Staatsakt.-Sublabel dann das Die
Heiterkeit-Debüt-Album „Herz aus Gold“,
dessen Cellophan-Cover, falls es
dieses ist, nicht weniger neckisch ausfallen wird.
Zugabe & Anekdote am Rande (vgl. auch Christian Ihles Lobreden auf diese neue, noch junge Band, auf Monarchie & Alltag, dem popblog der Berliner die tageszeitung), an die ich beim Hören wieder einmal gedacht habe: Mein Alter Herr, mittlerweile weit, weit über die Sechzig hinaus, hat so gar nichts mit fantastischen Erzählungen oder gar Fiktion vor wie auch der, und da schließe ich mich dann auch wieder an, mit der vom kleinen Jesuskind und dem lieben Gott, sieht mit meiner Schwester (und damit gezwungermaßen) „Meet Joe Black“ und bemerkt dann kurz und knapp nach dem Auftritt Brad Pitts als „Freund Hein“: „Na, wenn so der Tod aussieht, kann man ruhig mal mitgehen.“
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