Montag, 16. April 2012
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thecityishardthecityisfair
14:20
…vielleicht ein schneller
Nudelsalat mit/ ohne Fleisch oder Ei?!
Der Nudelsalat der verbalen Entgleisungen und drohenden Nahostapokalypse.
Es gibt einfache Wahrheiten. Und es gibt simple Entdeckungen, die, hat man sie so
erst einmal für sich gefunden, einem merklich das Leben erleichtern. So ist das
allsonntägliche Ritual einer Gesichtsrasur weit unverkrampfter und mit weit
weniger der aus der Reklame bekannten Hautirritationen zu überstehen, hat man
sich erst einmal von dem Gedanken verabschiedet, dass alles bereits nach dem
ersten Gang zum Spiegel rosig und glatt sein muss: Fakt ist, eine gute Rasur braucht mindestens zwei Durchgänge,
wobei beim ersten darauf zu achten ist, die Creme oder Rasierseife gut
aufschäumen und ein paar Minuten (!) einwirken zu lassen. Dann quellen die
Haare auf und es kann sich ausgiebig und fast schon entspannt nach dem
Grobschnitt den Feinheiten und Konturen gewidmet werden. Ja, sogar gegen den Strich. Danach mit kaltem
Wasser abspülen und nur trocken tupfen, damit die Haut sich wieder beruhigen
kann, die vor dem Rasieren zuerst gereinigt und mit warmen Wasser geschmeidig
gemacht worden ist.
Ein anderer simpler Fakt ist, für einen guten Nudelsalat wie für eine
gute Schweinzkopfsülzenmarinade braucht es vor allem eins: Gurkenwasser. Daher
beim Einkauf von Gewürzgurken nicht die günstigsten nehmen, sondern die, die
man auch so wegputzen würde. Von diesen gibt man dann ein wenig der
Flüssigkeit, in die diese eingelegt sind, in eine Schüssel.
Hinzu kommen dann (wobei gilt, was
da, das kann):
·
ein paar der Gewürzgurken (ca. 4
Stck.)
·
eine ordentliche Prise Salz, eine Pfeffer, ein
paar Pfefferkörner im Ganzen
·
ein Schwapp Süßstoff (oder eben Zucker)
und Essig
·
ein Schuss Zitrone, etwas Öl
·
eine Zwiebel
·
Kräuter der Provence
·
Paprikapulver
·
Rosmarin
·
ein Becher Saure Sahne (es geht aber auch Schmand, Crème fraîche, Kefir, Kaffeesahne, selbst
Milch)
·
ein kleiner Apfel
·
zwei, drei Tomaten
·
spanische Oliven
·
optional: ein kleiner Becher
Fleischsalat, frische Paprika, Würstchenstücke und/ oder hartgekochte Eier
·
etwas kaltes Wasser.
Das alles verteilt man kleingeschnitten oder kleingehackt in der
Flüssigkeit aus dem Gurkenglas. Besonders fix geht das mit dem essentiellsten
aller Küchengeräte, dem Zwiebelhacker, der auch die Gurke und den Appel mühelos
bewältigen sollte. Letzteren ungeschält, aber entkernt.
Und während die Nudeln (eine Packung, falls eine Garzeit von/ bis
angegeben ist, das untere Bis, für
bissfest, wa!) im Salzwasser und etwas Olivenöl kochen, fragen wir uns beim Häuten der Zwiebel gedankenversonnen und kurz, ob es nicht
eigentlich „Zwiebeln Schälen“ heißt, „Enthäuten“ nicht viel zu poetisch ist,
und ob ein gealterter Autor, der seine eigene NS-Vergangenheit viel zu spät der
Welt (und sich selbst) eingestanden hat, Kritik am Staat Israel führen darf
oder ob das schon wieder „antisemitisch“ wirkt. Wir denken nicht, halten es für
legitim, zumal in einem Gedicht, mag es gut sein oder nicht, darauf
hinzuweisen, dass auch so genannte „Schurkenstaaten“ eine Zivilbevölkerung
haben. Die ein Präventivschlag treffen würde. Oder, wenn auch gerade
hierzulande schmählich/ kalkuliert/ jedenfalls zu wenig beachtet, der eigentliche Sprengstoff des Textes doch auch darin steckt, dass die hiesige
Lobby dann wieder trefflich daran verdient, entscheiden sich die israelische
Regierung und deren Verbündete ebendies zu tun. Wie willkürlich der Umgang mit
ernannten „Schurkenstaaten“ und deren Despoten ist, zeigte doch für uns nicht
zuletzt das Schicksal Muammar al-Gaddafis, den vor der Intervention, auch durch
die NATO, Fotos noch Hände schüttelnd mit der Prominenz sämtlicher dieser
Staaten zeigen. Und dem, danach, betrachtet man es einmal nüchtern und zynisch,
geholfen wurde, ihn seinen Lynchmördern auszuliefern. Anders als seinem
Amtsgenossen im Irak, den ebensolche Fotos in besseren Zeiten noch zeigen, für
den später aber nicht-vorhandene Massenvernichtungswaffen als
Angriffsvordergrund und für eine Demokratisierung „von oben herab“, auch mit
Bomben, angeführt wurden, wurde diesem nicht einmal mehr der Prozess gemacht. Der
mit einem Friedensnobelpreis als Vorschusslorbeer bedachte US-Präsident Barack
Obama sah am Bildschirm zu, als man den Terroristen und Massenmörder Osama bin
Laden am 2. Mai 2011 ebenfalls ohne Prozess exekutierte. Wie willkürlich diese
Interventionen sind, zeigen auch die aktuellen Vorgänge in Syrien: Von Baschar
al-Assad, der ohne Bürgerkrieg gegen Aufständische und Demonstranten – das
heißt, nicht wie in Libyen gegen Rebellen – vorgeht, sondern die eigene
Zivilbevölkerung zusammenschießen lässt, hat man bisher nur einen
Waffenstillstand gefordert. Auch überlässt man es hier den Vereinten Nationen
zu vermitteln, wobei das „befreite Libyen“ doch auch nicht im direkten
Einzugsgebiets der Staaten des Nordatlantikvertrags, noch eine Bedrohung für
diese war. Der Grund ist ein simpler: Während Muammar al-Gaddafi von seinen
westlichen Vertragspartnern im Zuge des Arabischen Frühlings einfach fallen
gelassen wurde, hat Baschar al-Assad noch zwei mächtige Verbündete: Russland
und China. Das trennt al-Assad von al-Gaddafi. Noch. Ebenso willkürlich scheint
da auch die Wahrnehmung von Mahmud Ahmadinedschad: Während es auch in seinem
Land friedliche Demonstrationen und Massenproteste gegen dessen Herrschaft gab,
gar noch vor dem Arabischen Frühling, und gegen die ebenso mit Waffengewalt
vorgegangen wurde, scheinen diese bereits wieder vergessen. Die doch aber auch
von der Zivilcourage eines Volkes zeugen, das eben nicht sein Herrscher ist.
Doch herrscht in der Berichterstattung oft einseitig (und gemäß der Worthülsen
seines Ersten Mannes) das Bild eines Staates vor, dessen alleiniges Anliegen es
wäre, den Staat Israel von der Landkarte ausradieren zu wollen. Günter Grass
mag poltern wie eh und je, Verdienst seines Gedichts, das bestimmt nicht ohne
Grund auch Stammtischfloskeln bedient, ist: Es lenkt die Aufmerksamkeit auf Ebenjene,
die Zivilbevölkerung, die eben nicht identisch ist, mit denen, welche sie
regiert – weder im Iran, noch in Israel, noch hier.
Huch, die Nudeln sind gut, und
irgendwer hat sie schon abgelassen! Wenn sie jetzt kalt sind, dann müssen
sie nur noch unter die fertige Sauce, Marinade oder wie immer es man nennen
will untergehoben und ein wenig im Kühlschrank ziehen gelassen werden… Bon appétit!
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